„Was für eine Hälfte der Bevölkerung ebenfalls zu den unausweichlichen, körperlichen Gegebenheiten dazu gehört, ist das zyklische Bluten.“

Auf lebensnotwendige Produkte zahlen wir weniger Steuern als auf andere Konsumgüter. So werden auf Lebensmittel sieben Prozent Mehrwertsteuer erhoben, wenn nicht gerade ein Sonder-Konjunkturprogramm gefahren wird, wie es in der Corona-Krise der Fall ist. Die sieben Prozent sind gut und richtig – immerhin gehören Lebensmittel wie Milch zu lebensnotwendigen Dingen.

Und weil die Grenze zwischen Luxus und Notwendigkeit bei Nahrungsmitteln kaum festzulegen ist, wird so etwa auch Kaviar mit sieben Prozent besteuert. Hunger gehört zum Körper dazu, das kann sich niemand aussuchen. Was für eine Hälfte der Bevölkerung ebenfalls zu den unausweichlichen, körperlichen Gegebenheiten dazu gehört, ist das zyklische Bluten, oder auch: das Menstruieren, die Periode.

Erst Anfang dieses Jahres wurde die Steuer auf Damenhygieneprodukten von 19 auf 7 Prozent gesenkt. „Ja, aber“, wetterten Gegner der Steuersenkung im vergangenen Jahr: „Toilettenpapier ist auch besteuert und das brauchen wir alle! Männer UND Frauen!“

Falls Sie jetzt überlegen, dieses Meinungsstück auf unserem Online-Portal zu kommentieren: Sie brauchen nicht zur Rettung dieser jungen Redakteurin eilen. Toilettenpapier wird genauso besteuert, insofern bin ich zufrieden. Mir geht es nicht um eine „Frauen gut, Männer böse“-Argumentation, welche Frauen gerne unterstellt wird, sobald sie sich auch nur ein bisschen kritisch gegenüber dem Status Quo äußern.

Ich habe mich bei dieser für mich banalen Diskussion eigentlich immer nur gefragt, ob viele der Abwehrreaktionen nicht aus einer Stigmatisierung der Periode heraus ausgesprochen wurden. Warum gilt der Anfang des weiblichen Zyklus vielen noch immer als unrein, unaussprechlich? Um es anschaulich zu machen: Toilettenpapier gibt es in öffentlichen Etablissements kostenlos, wäre ja sonst ja auch echt schräg. Kostenfreie Tampons und Binden sind hingegen noch immer eine Rarität auf öffentlichen Toiletten. Warum eigentlich?