London. Sein erster Roman brachte gleich den Durchbruch: Der Autor und Modeexperte Douglas Stuart bekommt den Booker-Literaturpreis.

Der britische Booker-Literaturpreis geht in diesem Jahr an den gebürtigen Schotten Douglas Stuart für seinen Roman "Shuggie Bain". Er basiert auf der Kindheit des Autors und spielt im Glasgow der 1980er Jahre. Er erzählt darin die Geschichte eines Jungen, der eine verarmte, alkoholabhängige Mutter hat.

Der Roman sei "gewagt, erschreckend und lebensverändernd", sagte die Jury-Vorsitzende Margaret Busby am Donnerstagabend bei der Online-Zeremonie in London. Nach der Bekanntgabe betonte Stuart: "Meine Mutter ist in jeder Seite dieses Buches und ohne sie wären ich und das Buch nicht hier." Sie starb an Alkoholsucht, als er 16 war.

Er sei in einem Haushalt aufgewachsen, in dem es keine Bücher gegeben habe. "Sie wurden als ziemlich gefährlich angesehen", sagte Stuart. Erst nach dem Tod seiner Mutter habe er den Zugang zu Büchern gefunden und wollte unbedingt Autor werden. "Shuggie Bain" ist der erste Roman des 44-Jährigen, der vor 20 Jahren in die USA zog. Er lebt mit seinem Ehemann in New York und arbeitet in der Modebranche.

Der Booker-Literaturpreis ist mit 50.000 Pfund (knapp 56 000 Euro) dotiert. Ausgezeichnet werden Autoren, die auf Englisch schreiben und deren Werke in Großbritannien erscheinen.

Auch Herzogin Camilla und der frühere US-Präsident Barack Obama beteiligten sich an der Veranstaltung. Bücher hätten gerade während der Corona-Pandemie eine ganz besondere Bedeutung für die Menschen, sagte Camilla in einer aufgezeichneten Grußbotschaft.

In diesem Jahr gehörten zu den sechs Autoren in der engeren Auswahl für den Preis gleich vier junge Frauen. Die britische Zeitung "The Guardian" hatte die Shortlist als so divers wie noch nie zuvor bezeichnet, da vier der Nominierten Schwarze sind. Mehrere von ihnen stammen aus den USA, haben aber sehr verschiedene Wurzeln.

Im vergangenen Jahr war der Booker-Literaturpreis ausnahmsweise gleich an zwei Autorinnen gegangen. Ausgezeichnet wurden die Britin Bernardine Evaristo und die Kanadierin Margaret Atwood. Evaristo erhielt den Preis für ihr Buch "Girl, Woman, Other", Atwood für den Roman "The Testaments". Eigentlich verbieten die Regeln seit etwa 25 Jahren, den wichtigsten britischen Literaturpreis zu teilen. Die Jury konnte sich aber partout nicht auf eines der beiden Werke einigen.

Lange Zeit hieß die Auszeichnung "Man Booker Prize". Im Januar 2019 gab das Investment-Unternehmen Man Group jedoch seinen Rückzug als Sponsor bekannt. Der Preis wird seit 1969 vergeben und war bis 2013 Autoren aus dem britischen Commonwealth und Irland vorbehalten, deren Romane in Großbritannien veröffentlicht wurden. Seit 2014 sind auch Autoren aus anderen englischsprachigen Ländern zugelassen.

Der Internationale-Booker-Literaturpreis ehrt hingegen die besten fremdsprachigen und ins Englische übersetzten Romane, die in Großbritannien veröffentlicht wurden. Das Preisgeld geht stets zu gleichen Teilen an Autor und Übersetzer. Diese Auszeichnung ging zuletzt an die Niederländerin Marieke Lucas Rijneveld für ihren Roman "The Discomfort of Evening". Sie ist mit 29 Jahren die jüngste Autorin, die jemals die wichtige britische Auszeichnung bekommen hat.

© dpa-infocom, dpa:201119-99-396808/5