Wolfsburg. Daran, dass auch die Buche bedroht sei, erinnerte Professor Dr. Christian Ammer von der Uni Göttingen.

Ein Freund schickte Zeitungsausschnitte der Wolfenbütteler Zeitung von 1982. Thema: „Baumtod“. Sind all die Angstmeldungen eine Strategie der Medien, um ihren Umsatz zu steigern? Bereits vor Jahrzehnten gaben Wissenschaftler unseren Wäldern kaum noch eine Chance zum Überleben... Das Szenario störte unsere Wälder nicht, denn Sie leben immer noch.

Diese kritische Frage stellen Dieter und Helga Nitsche, Wolfenbüttel.

Zum Thema recherchiert
Hans Karweik

Der Saure Regen trieb in den 80ern Zehntausende auf die Straßen. „Mein Freund, der Baum ist tot“, sang Alexandra schon 1968. Die Grünen zogen in die Parlamente ein. Als Ursache der Misere nannten Wissenschaftler die Luftverschmutzung durch Verbrennung fossiler Energieträger – Abgase von Autos, Kraftwerken und Öfen.

Und heute? Ministerpräsident Stephan Weil betonte am Mittwoch auf dem Form „Wald und Klima“ im Wolfsburger Congress-Park: „Der Wald hat eine kulturelle Tradition in Deutschland.“ Er sei Nutzwald wie Erholungswald, aber auch ein Mythos. Weil unterstrich, dass es heute im Gegensatz zu den 80ern darum gehe, im gesellschaftlichen Konsens Nadelwälder (Kiefer, Fichte) durch Mischwälder zu ersetzen. Und zwar: „Jetzt!“ Der Bund habe 480 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das Land werde jährlich 20 Millionen Euro in den Wald investieren. Die Pflanzung von 100 Millionen Bäumen habe Niedersachsen mit einem eigenen Programm in den letzten Jahren gefördert. Dabei gehe es darum, „unseren Wald wetterfest zu machen“, also auf höhere Temperaturen und sinkende Wasserspeicher einzustellen.

Der Ministerpräsident nannte auch Zahlen. So seien 20.000 Hektar Wald von Borkenkäfern befallen, beziehungsweise durch die trockenen Sommer zerstört worden. Daran, dass auch die Buche bedroht sei, erinnerte Professor Dr. Christian Ammer von der Uni Göttingen. Er sagte, die Veränderung der Wasserspeicher im Boden dürfe nicht übersehen werden. „Zwei Jahre lang haben sie ausgereicht. Das ist positiv.“ Aber es werde bei anhaltender Trockenheit anders sein. Zu wenige oder zu tiefliegende Grundwasser-Schichten seien „noch gefährlicher als der Borkenkäfer“, sagte der Experte. Zudem machte er darauf aufmerksam, dass es auf die Abstände der Bäume bei einer Neupflanzung ankomme.

Was VW fürs Klima tun will

Auch das Thema Abgase wurde debattiert. Seit 1970 sei deutlich geworden, „dass Kohlendioxid zur Erwärmung beitragen könne“, erinnerte Dr. Stephan Krinke, Leiter Strategie und Programm von Volkswagen. Darum werde das Unternehmen den Ausstoß von Kohlendioxid vermindern, die Nutzung erneuerbarer Energieträger auch in der Fertigung fördern sowie in andere Bereiche investieren. „Wir werden auch Strom verkaufen“, erklärte Stephan Krinke. Zudem wandele sich das Unternehmen vom Autobauer zum Anbieter von Mobilität. Auch VW werde dazu beitragen, „dass nicht nur ein bis zwei Personen ein Fahrzeug nutzen“. In Hamburg teste der Konzern zurzeit Möglichkeiten, ein Shuttle-System aufzubauen. 500 Moia-Shuttle auf Basis des Crafter-Busses sind in der Hansestadt elektrisch unterwegs – mit bis zu sechs Fahrgästen.

Zur Dekarbonisierung von Volkswagen gehöre auch, die gesamte Lieferkette eines Fahrzeugs „in den Blick zu nehmen, nicht nur das, was aus dem Auspuff kommt“, betonte Krinke. Das bedeute, VW werde mit den Kooperationspartnern darauf achten, dass Zulieferer auf erneuerbare Energien umstellen. Dies gelte auch für die Herstellung von Batterien, „die zu 100 Prozent aus regenerativen Energien gespeist“ werden. Am Aufbau von Ladestationen, auch öffentlichen, beteilige sich VW bereits modellhaft. Mit dem schwedischen Start-up Northvolt baut das Unternehmen in Salzgitter eine Fabrik für Batteriezellen. Nur durch Dekarbonisierung sei der Automobilbau zukunftsfähig. Der Transport, rechnete Krinke vor, sei mit 14 Prozent an der CO2-Produktion beteiligt.

Das Forum Wald und Klima wurde veranstaltet vom Landesverband Niedersachsen im Bund Deutscher Forstleute, vertreten durch den Landesverbandsvorsitzenden Dirk Schäfer aus Wolfsburg sowie den Chef der IG Bau, Landesvertretung Forst, Peter Martensen aus Uslar.