- Geht es nach Gesundheitsminister Lauterbach, sollen die kostenlosen Corona-Tests bald wegfallen
- Nur bestimmte Gruppen sollen sich im Herbst gratis testen können
- Wer gehört dazu? Und wer geht leer aus?
Kostenlose Bürgertests gibt es demnächst nur noch für bestimmte Gruppen – alle anderen müssen in Zukunft drei Euro bezahlen, wenn sie einen Schnelltest in einer zertifizierten Teststelle machen wollen. Die Regelung soll ab 30. Juni gelten, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Freitag in Berlin mitteilte.
Gratis-Tests für Corona bekommen dann nur noch wenige, darunter Kinder bis fünf Jahre, Frauen zu Beginn der Schwangerschaft und Besucher von Kliniken und Pflegeheimen. Die Länder hätten die Möglichkeit, die Eigenbeteiligung von drei Euro auch für weitere Gruppen zu übernehmen, so Karl Lauterbach (SPD). Er hätte kostenlose Bürgertests für alle gerne weitergeführt, sagte der SPD-Politiker. Angesichts der Kosten von durchschnittlich einer Milliarde Euro pro Monat sei dies für den Bund in der angespannten Haushaltslage nicht mehr zu leisten.
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Der Deutsche Städtetag forderte die Rückkehr zu kostenlosen Bürgertests spätestens im Herbst: „Das Infektionsgeschehen lässt sich mit weniger Tests schlechter einschätzen als bisher“, sagte Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, dieser Redaktion. Es sei ein Manko, dass das neue Konzept auch für den Herbst gelten solle, obwohl dann eine neue Coronawelle erwartet werde.
„Kostenlose Bürgertests für alle haben gerade zu Beginn einer neuen Welle die größte Wirkung und können den weiteren Anstieg deutlich dämpfen.“ Ob die neue Regel zwischenzeitlich Vorteile bringe, sei offen: „Wir verstehen den Ansatz, Tests gezielter einzusetzen und auf die Haushaltsmittel dafür zu achten“, so Dedy. Richtig sei es auch, stärker gegen Betrugsfälle von Testzentren vorzugehen. „Wie gut die neue Strategie mit weniger kostenlosen Bürgertests konkret funktionieren wird, wissen wir aber noch nicht.“ Größere Kontrollen durch Behörden seien jedenfalls kaum machbar.
Vierte Impfung: Was Ärzte jetzt empfehlen
Angesichts steigender Infektionszahlen sprachen sich Ärztevertreter unterdessen dafür aus, die vierte Impfung auf einen größeren Personenkreis auszuweiten. „Wir sehen aktuell eine deutliche Zunahme bei den Covid-Intensivpatienten: Kamen zuletzt im Schnitt rund 75 Patienten pro Tag neu auf die Intensivstationen, sind es jetzt durchschnittlich 150. Der Großteil davon sind Patienten über 60 Jahre“, sagte Corona-Expertenratsmitglied Christian Karagiannidis, unserer Redaktion.
Eine vierte Impfung senke das Risiko einer schweren Erkrankung deutlich, so der Intensivmediziner. Die Stiko empfehle zwar die vierte Dosis erst allen über 70 Jahre. Ein zweiter Booster könne aber auch schon für Jüngere hilfreich sein. „Deshalb gilt: Wer über 60 Jahre alt ist oder schwer immunsupprimiert ist, sollte sich jetzt nach Rücksprache mit seinem Arzt ein viertes Mal impfen lassen.“
Das sehen die deutschen Hausärzte ähnlich: Es müsse immer die individuelle Situation des einzelnen Patienten betrachtet werden. „Ob jemand 69 oder 70 ist, wird dabei natürlich nicht die alles entscheidende Frage sein, denn am 70. Geburtstag wird ja kein Schalter umgelegt. Ein Mitte-60-Jähriger mit Vorerkrankungen kann gefährdeter sein als ein 70-Jähriger, der gerade das Sportabzeichen gemacht hat“, sagte Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes.
„Dass die Stiko irgendwo die Altersgrenze ziehen musste, ist nachvollziehbar. In der Versorgungsrealität muss diese grundsätzliche Empfehlung dann natürlich auch auf den individuellen Fall angewendet werden.“
Ende der kostenlosen Corona-Tests: Für wen gibt es Ausnahmen?
Doch wer zählt zu den Personengruppen, die auch ohne Symptome die Bürgertests erhalten? Als weitere Gruppen und Anlässe für kostenlose Corona-Tests werden in dem Papier genannt:
- Präventivtestungen in Pflegeheimen und Krankenhäusern
- Personen mit erhöhter Kontaktexposition, etwa vor Großveranstaltungen
- bei einer Kontraindikation zur Impfung, etwa Schwangerschaft im ersten Trimester
- ausbreitende Infektionslage im „Hotspot“
- Geflüchtete aus der Ukraine
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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.
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